Das Schlüsselprinzip für glückliche Beziehungen II
Jemand hatte eine Frage zur Situation, dass derjenige oder diejenige in der Rolle dessen ist, der der Verbindung und Beziehung hinterher rennt. Die Konstellation ist folgende: Da ist ein Partner, der die Autonomie in der Beziehung in einem Übermaß lebt und derjenige, der gefragt hat versucht die Verbindung herzustellen. Und in der Mail kam die ganze Verzweiflung, Not und auch Ratlosigkeit zum Ausdruck, dass die Verbindung nicht zustande kommt, dass der Partner es einfach nicht versteht, wenn von Gefühlen die Rede ist. Und es wurde ein bekannter Autor oder eine bekannte Autorin zitiert, die in diesen Fällen zur Trennung rät.
Beim Mitteilen bleiben
Im Kern ist das, was zwischen Menschen in Beziehungen läuft, relativ simpel. Es gibt nur die beiden Varianten: Verbindung und Autonomie, auf etwas zu und von etwas weg (beschrieben in Teil I über das Schlüsselprinzip für glückliche Beziehungen).
Der Punkt ist ganz wichtig: Trennung macht grundsätzlich keinen Sinn. Nur, wenn ich über längere Zeit feststelle, dass der Partner kein Interesse am Entfalten der Beziehung und des Bewusstseins hat, da nicht mitgehen will. Aber selbst dann braucht man sich nicht trennen, wenn man das, was ich beschreibe wirklich umsetzt und lebt.
Trennung bedeutet ich nehme mich aus einem Feld raus, aus einer Umgebung und das Nervensystem hat mich ja in dieses Feld hineingebracht, nämlich: Um etwas zu aktualisieren.
Wenn ich mich mitteile und bei mir bleibe, dann muss sich das Feld ändern! Entweder, dass der Partner beginnt mitzumachen, sich mitzuteilen oder sich trennt. Natürlich kann ich mich auch trennen, wenn klar ist, dass der Partner kein Interesse daran hat. Aber – und das ist meine Empfehlung – ich kann es auch ganz radikal machen, beim Mitteilen bleiben und abwarten was geschieht.
Von der Idee von Trennung abrücken – jeder Mensch will Verbindung
Jetzt ist es wichtig zu klären, was damit gemeint ist – der Partner hat kein Interesse daran. Damit ist einfach gemeint, dass der Partner wirklich sagt und zum Ausdruck bringt, dass er keine Lust auf Gefühle hat, keine Lust an der Beziehung zu arbeiten, er hat keine Lust auf Paartherapie, das interessiert ihn alles nicht, er will einfach nur Chips, Klotze und Sex. Wenn das auf der Ebene läuft, dann geht es hier nicht weiter.
Doch das kommt sehr selten vor, weil jeder Mensch letztlich die Verbindung will. Das heißt ich würde von der Idee der Trennung erstmal abrücken.
Eine Mitteilung von dir, ohne Aufforderung
Jetzt zum Zweiten: Aus der Frage war herauszulesen, dass da immer noch was gefordert wird. Der Partner soll auf eine bestimmte Art und Weiße sein. Ich habe eine Erwartung: Er soll mich verstehen, mitfühlend sein, auf mich eingehen. Das ist der Versuch seit der Kindheit die Verbindung herzustellen. Das hat schon als Kind nicht funktioniert und jetzt versuchen wir es als Erwachsene immer noch und suchen uns natürlich einen Partner aus bei dem es wieder nicht geht, wie in der Kindheit. Das ist aber nicht das, was ich meine. Was ich meine ist sich mitzuteilen. Es geht nicht darum sich mitzuteilen damit dann irgendetwas passiert. Es geht darum bei dem Mitteilen zu bleiben und das geht immer weiter. Wenn du dich mitteilst und es geschieht nicht, was du dir insgeheim noch erhoffst, dann geht es darum auch das noch mitzuteilen. Und so kommst du natürlich an deine tiefsten Schmerzen ran. Wenn du das machst hat es so eine tiefgreifende Wirkung, dass es auch beim Partner Dinge massiv in Bewegung setzen wird. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass du ihn damit wirklich erreichst, dass sich wirklich etwas ändert. Weil du dann nicht nach ihm greifst. Der Partner, der die Autonomie retten will, hat ja Angst vor Zugriff, vor Grenzüberschreitung, vor Überflutung. Wenn du also hinterherrennst und etwas haben willst, dann löst du genau das bei ihm aus, was ihn in die Flucht treibt und er sich weiter abgrenzt.
Wenn du aber bei dir bleibst und dich mitteilst, dann hat es eine Chance den anderen zu erreichen, weil du seine Grenzen nicht überschreitest. Eine Mitteilung von dir, da ist keine Aufforderung dahinter, der andere hat dann Raum darauf zu reagieren.
Ich würde dir also empfehlen, da nochmals hinzusehen: Ob du an einem bestimmten Punkt das Mitteilen verlässt, in eine Erwartungshaltung gehst und dadurch aus dieser Öffnung rausgehst. Einfach weiter mitteilen, es ist egal was in der Beziehung passiert. Es geht auch nicht darum etwas zu verstehen oder ins Handeln zu kommen. Es funktioniert mit diesem Mitteilen, du brauchst nichts anderes machen. Und diese Hoffnung, dass das passiert, was du dir wünscht, die musst du fallen lassen. Die hält dich genau von dem ab, dass das geschehen kann. Es geht also darum es loszulassen und den ganzen Schmerz den das auslöst mitzuteilen. Ohne das mit Ladung zu unterlegen, ohne einen Vorwurf miteinzubauen, sondern wirklich bei dir bleiben: „Ich fühle mich so und so und so.“ Dann ändern sich die Dinge.
Einfach weitermachen, das Ergebnis steht fest!
Versucht in eine Kommunikation zu kommen über eure Zustände. Das macht nichts, wenn der andere es nicht versteht, er muss das nicht verstehen. Es ist egal wie die Situation ist, es ist egal wer wie traumatisiert, verzerrt oder sonst was ist, solange ihr euch über das, was jetzt geschieht mitteilt, führt das zu Heilung und Transformation. Das ist wie Mathematik, das Ergebnis steht fest und ich weiß es aus eigener tiefster Erfahrung und sehe es auch bei den Paaren mit denen ich arbeite. Der Punkt ist, wenn es nicht voran geht, dann steigt man an einer Stelle aus dem Prozess aus. Einfach weitermachen, noch ehrlicher mitteilen, noch tiefere Schichten.