Traumatherapie: Warum man mit Tipps und Verhaltensänderungen kein Trauma heilen und auflösen kann
„Hast du mal einen Tipp, wie ich mein Trauma auflösen kann?“
Im Moment erreichen mich vermehrt Hilferufe, Notfälle und Menschen die verzweifelt Orientierung für ihre Situation suchen. Hier erfährst du was Traumatherapie ist und was gute Traumaarbeit ausmacht. Es soll zum Verständnis deiner Situation dienen und zur Erkenntnis, wer dir wirklich weiterhelfen kann.
Tipps einholen, Verhaltensänderungen anstreben, gute Ratschläge, mit eisernem Willen sein Trauma auflösen? So geht das leider nicht… „Mein Trauma“ ist zu einer Floskel geworden, die einfach so benutzt wird, ohne zu verstehen was Trauma eigentlich ist. Meist ist damit gemeint „Mein Symptom“ oder „Mein Leiden“ soll weg. Dies hat jedoch mit Traumatherapie nichts zu tun.
Das Leiden, welches sich manifestiert und die Symptome, die es verursachen ist *nicht* gleich Trauma! Was ist überhaupt Trauma? Das wirklich zu verstehen ist sehr komplex. Angefangen mit Schocktrauma, Entwicklungstrauma und Bindungstrauma sollte man sich zunächst fachlich *selbst* schlau machen. Es ist notwendig bis zu einem gewissen Grad selber! zu verstehen was Trauma ist, um überhaupt erst einmal zu wissen wo man steht, in welcher Situation man sich befindet. Denn wie soll ich mir die richtige Hilfe suchen, wenn ich überhaupt noch nicht verstanden habe worum es im Kern denn geht? Leider ist unsere Psychotherapie-Szene noch Lichtjahre davon entfernt, diese Orientierung bieten zu können. Es gibt zur Zeit nur wenige Therapeuten, die 1. wirklich verstanden haben worum es im Kern geht, 2. entsprechende Ausbildungen haben und dann noch 3. selber durch die ganzen inneren Prozesse hindurchgegangen sind.
Ich empfehle für diese Kontextbildung mein wichtigstes Videos anzuschauen, sowie meinen Bestseller „Der Vagus-Schlüssel“ intensiv zu studieren. Wer sich noch tiefer einarbeiten möchte, dem sei das NARM™-Buch empfohlen. Alleine sich damit zu beschäftigen bringt schon sehr viel in Bewegung, deswegen ist es wichtig, sich langsam und vorsichtig an die Thematik heranzutasten und nicht zu viel auf einmal zu lesen oder sich anzuschauen. Zusammengefasst kann man sagen Trauma besteht aus 2 Komponenten: die Unfähigkeit alle Gefühle in Beziehungen zu kommunizieren und permanenter Stress im Nervensystem der keine reale Entsprechung von Gefahr mehr im Außen hat. Wir haben also ein horizontales Problem (reduzierte Bindungs- und Kontaktfähigkeit) und ein vertikales Problem (Stress im Körper, im autonomen Nervensystem).
Was ist nun genau der Unterschied zwischen:
a) Selbsthilfe, Tipps und Tricks, Ratschlägen, Versuchen durch willentliche Anstrengung und anderes Verhalten sein Leiden aufzulösen
b) spirituellen Methoden um das Leiden zu transzendieren und
c) echter Traumatherapie?
Im ersten Fall befinden wir uns auf der Ebene von Tun, Machen, Ändern, Handeln. Dies kann nicht zur Lösung führen, weil dort gar nicht die Ursache ist. Tun, Machen, Ändern, Handeln hat *nichts* mit der Beziehungsebene zu tun, da es dabei gar nicht um dich und deine Bedürfnisse und Gefühle geht, sondern mit der Änderung von eigenem Verhalten und äußeren Umständen. Auf dieser Ebene lassen sich Probleme lösen, die sich auch dort befinden, z.B. ein Auto reparieren, die Wohnung verschönern usw.
Im zweiten Fall sind wir noch weiter von der Ursache entfernt und wollen durch einen Ebenenwechsel dem Ganzen entkommen, ohne uns überhaupt damit oder gar mit dem wirklichen Kern der Probleme zu beschäftigen. Es ändert nichts, es spricht aber auch nichts dagegen neue Dimensionen zu erkunden. Dies kann eine wertvolle Ressource sein, jedoch wird es niemals eine Lösung bringen. Selbst Erwachen und Erleuchtung löst das Problem nicht, genauso wenig wie Erwachen und Erleuchtung ein gebrochenes Bein heilt oder einen Rohrbruch im Keller repariert. Wenn ich ein Problem im 3. Stock eines Hauses habe und versuche die Dachterrasse zu finden, um die Sonne zu genießen ist das gut und schön, ändert aber im 3. Stock nichts und irgendwann werde ich dem was dort nicht gelöst ist wieder begegnen (müssen).
Was ist nun im Gegensatz dazu echte Traumatherapie? Gute Traumatherapie zielt immer auf die Auflösung von Entwicklungs- und damit Bindungstrauma. Natürlich ist in Einzelfällen zunächst auch Schocktraumaarbeit erforderlich, aber letztlich liegt auch unter jedem Schocktrauma eine beeinträchtigte Beziehungsfähigkeit, denn es muss ja einen tieferliegenden Grund geben, warum jemand ein Schocktrauma erlebt. Wenn nicht wäre das eine Wirkung ohne Ursache.
Wirkliche Traumatherapie hilft dem Klienten NICHT, sein Verhalten zu ändern, sie hilft ihm NICHT dabei überhaupt irgendetwas zu ändern… sondern sie hilft dem Klienten NEUE ERFAHRUNGEN IM KONTAKT zu machen, was langfristig zu einer erweiterten Beziehungsfähigkeit führt! Das ist der entscheidende Punkt. Neue Erfahrungen im Kontakt bedeutet eben NICHT, dass der Klient etwas ändern müsste, sondern genau das Gegenteil, dass er nach und nach erfährt, dass er mit dem ständigen Ändernwollen, Tun, Machen, Leisten usw. AUFHÖREN kann. Die ERFAHRUNG, dass er Stress/Erstarrung/Kampf-/Fluchtbereitschaft und Manipulation loslassen kann und er TROTZDEM beim Therapeuten willkommen ist! Was heißt das konkret? Nichts weiter, als dass der Klient erlebt, dass er MEHR seiner GEFÜHLE in der Therapie (und später auch außerhalb davon) zulassen und mitteilen kann, ohne dass etwas Schlimmes oder gar Lebensbedrohliches passiert. Dabei geht es vor allem um Gefühle IN BEZUG ZUM THERAPEUTEN und später generell in Bezug zu dem Menschen, mit dem ich gerade in Kontakt bin. Das hat etwas mit ERLEBEN, GEFÜHLEN und vor allem mit KOMMUNIKATION zu tun. MITTEILEN VON DEM WAS DA IST. All dies ist das GEGENTEIL von Ändern, Machen, Tun und Wollen!
Das Prinzip ist einfach, die Arbeit als Therapeut jedoch extrem komplex und für den Klienten eine immense Herausforderung, da es eben nicht nur den Teil in ihm gibt, der Heilung und Transformation möchte, sondern auch den anderen Teil, der das NICHT möchte! Oft ist dieser Teil sogar stärker und „gewinnt“, sodass die Therapie (= tiefe Begegnung) scheitert. Am Anfang wird Distanz und Pseudokontakt als Sicherheit erlebt. Am Ende der Therapie ist es genau umgekehrt, Verbindung ist das was wirklich ein Gefühl von Sicherheit gibt. Verbindung entsteht nur wenn ich die Wahrheit sage, über das was in mir los ist…
Diese neuen Erfahrungen kann man jedoch nicht selber, ohne professionelle Hilfe, machen, da man ab einem bestimmten Grad von Traumatisierung gar nicht weiß, was man von sich NICHT mitteilt. Und selbst wenn, würde die Vorstellung dies mitzuteilen als zu beängstigend erlebt (Projektion). Das ganze Leben ist darauf aufgebaut, genau das auszublenden und nicht sehen zu können. Damit hat der Betroffene sich in der Kindheit stabilisiert. Heute ist es die für ihn unsichtbare URSACHE des Leidens. Hier ist Hilfe von Außen zwingend erforderlich. Das Leiden heute hat nichts mit Erfahrungen aus der Vergangenheit zu tun, daher ist jeder Zugriff auf vergangene Erlebnisse überflüssig. Es gibt ja gar keine Vergangenheit, nur das was derjenige JETZT unbewusst im Kontakt von seinen Gedanken, Gefühlen und Körperzuständen nicht kommuniziert.
Daher: Probiere zunächst mit dem Wissen, den Videos, dem EM–Selbsthilfenetzwerk und meinem Buch deine Situation zu lösen. Wenn das nicht reicht und du nicht weiterkommst, suche dir mit dem Verständnis, was du dir erarbeitet hast, einen guten Traumatherapeuten. Zum Beispiel NARM™-Therapeuten in Deutschland. Sei dir gewiss, eine Lösung und Transformation ist möglich. Du darfst niemals aufgeben! Suche solange bis du den Menschen gefunden hast, mit dem du von Anfang an, in der ersten Sitzung bereits, eine völlig neue und positive Erfahrung machst!
Therapiemethoden, die hauptsächlich auf eine Verhaltensänderung abzielen, um Symptome und Probleme „aufzulösen“ sind missbräuchlich. Therapieformen, deren isoliertes Ziel es ist, unbewusste Inhalte ins Bewusstsein zu bringen, ohne die Beziehungs- und Regulationsfähigkeit zu stärken, ist gefährlich. Therapie, die beliebige Themen und „Anliegen“ bearbeitet, die ein Klient aus seiner subjektiven Sicht als Problem identifiziert hat, erzeugt Abhängigkeit. Therapien, die primär mit inneren Anteilen arbeiten bergen die Gefahr, noch mehr Zersplitterung und Orientierungslosigkeit zu erzeugen.
Worum geht es wirklich? Um Kommunikation. Um die Kernemotionen Wut, Trauer und Freude. Um die zwei Bedürfnisse auf Beziehungsebene: Verschmelzung und Autonomie. Um die Fähigkeit zur Selbstregulation.
All dies gilt vorrangig für Traumabearbeitung, nicht für die Bearbeitung von Persönlichkeitsstörungen. Bei Letzeren ist eine prinzipiell andere Vorgehensweise notwendig, die eher auf die Stärkung der Selbstwahrnehmung abzielt und weit aus schwieriger ist als „nur“ Traumatherapie. Jeder der als Therapeut arbeitet kennt das typische verzweifelte Zerren, um Hilfe rufen und Grenzüberschreitung mit gleichzeitigem aggressiven Abwehren jeglicher Unterstützung, Angebot und Entgegenkommen, was den Therapeuten in eine völlige hilflose Position bringt. Hier funktioniert „normale“ Traumaarbeit nicht mehr und es braucht wiederum anderes Spezialwissen und entsprechende Ausbildungen.
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!