Umgang mit Depression
Depression ist kein Gefühl
Wenn wir von „Depression“ sprechen ist zunächst zu klären: Was ist das eigentlich oder wie ist dieser Zustand gekennzeichnet? Viele sagen: „Ich fühle mich depressiv.“ Das ist aber eigentlich kein Gefühl, wenn man es näher betrachtet. [Es geht hier nicht um extreme, klinische Fälle, wo man quasi nicht mehr handlungsfähig ist, sondern mir geht es hier um die Situation, dass man sich über seine Depression bewusst ist und somit noch einen gewissen, letzten Handlungsstrang zur Verfügung hat.]
Zwei Ebenen sind zu unterscheiden
Depression ist kein Gefühl, sondern ein „Nicht-Fühlen„. Das ist auf eine Art ein toter Zustand. Man erlebt die Depression als einen „Klumbadsch“, als ein Gesamtpaket. Um damit umzugehen und um den Zustand zu verändern, macht es Sinn, sich die 2 Hauptkomponenten anzuschauen: Die körperliche, energetische Ebene und die Gedankenebene. Eine Depression setzt sich also aus diesen 2 Ebenen zusammen: einem massivem Energieabfall, das heißt körperlich fühle ich mich schwach, erschöpft, energie- und antriebslos und als zweite Ebene, die Gedankenebene. Da lassen wir negativen, herabziehende Gedanken rotieren, mit denen wir uns identifizieren. Also zum Beispiel: „Mir gehts schlecht. Alles ist hoffnungslos. Die Welt ist böse. Ich finde sowieso keinen Partner.“ Und das geschieht ununterbrochen, man suhlt sich da regelrecht drin und klebt an diesen Gedanken.
Umgang mit Depression
Um aus diesem „Schlamassel“ herauszukommen ist es wichtig diese zwei Ebenen getrennt wahrzunehmen. Ich konzentriere mich zum Beispiel ausschließlich auf den Körper, auf den erschöpfungs- und antriebslosen Zustand und nehme die Aufmerksamkeit von den Gedanken weg. Ich nehme wahr, wie erschöpft der Körper ist. Es ist ratsam, sich tatsächlich mal für 10 Minuten nur darauf zu fokussieren welche Körperempfindungen man wahrnehmen kann: „Aha, in dem Zustand fühlt sich der Körper so an.“ Dann lass ich den Körper weg und versuche mich auf die Gedanken zu konzentrieren. Ich versuche herauszufinden: „Was denke ich da eigentlich? Was sind das für Gedanken, die da laufen?“ Ich versuche einen Abstand zu den Gedanken hinzubekommen. Ich schau mir das an, was im Kopf läuft, zum Beispiel: „Mir gehts schlecht. Alles ist hoffnungslos.“ Denn diese Gedanken haben nur Macht, so lang ich mir darüber nicht voll bewusst bin. Wenn ich mir aber darüber komplett bewusst bin und wahrnehmen kann, was das für Gedanken sind, dann haben die in dem Moment keine oder weniger Macht, weil die Idendifizierung damit gekappt wurde. Das ist am Anfang vielleicht nicht so einfach, aber das ist der entscheidende Punkt: Ich schau mir die Gedanken an: „Was denke ich?“ Ich lasse den Körper und den Erschöpfungszustand weg. Dann stelle ich fest, dass das tatsächlich eine Schallplatte ist von immer wieder gleichen, negativen Gedanken und einer Identifizierung dazu. Das ist wie eine Brille, die sehr trüb ist, mit der ich dann die Welt und meine eigene Situation anschaue. Und mit dieser Trennung von diesen zwei Ebenen hab ich die Depression letztlich schon ausgehebelt. Denn das sind die 2 Säulen aus denen eine Depression besteht und die davon lebt, dass wir das als einen kompletten „Klumbadsch“ wahrnehmen und uns über die Gedanken gar nicht oder nur halb bewusst sind.
Mit diesem „Hin- und Herspielen“ kannst du dich da langsam herauslösen. Die Depression ist in dem Moment zu Ende, wo du die Gedanken voll identifiziert hast und sie abschneidest. Du hörst auf diese Gedanken zu denken. Dann bleibt noch Erschöpfung übrig, das ist aber kein Problem. Erschöpfung ist einfach Erschöpfung. Das ist eine rein körperliche Sache. Aber in dem Moment, wo du die negativen Gedanken abschneidest und dir selbst sagst: „Ich hör jetzt auf in meinem mentalen Raum diesen Unsinn rotieren zu lassen. Ich zwinge mich zu anderen Gedanken.“ Dann kommst du langsam da raus. Es ist der Klebstoff an dieser Negativität, der das so schwer macht oder der das Ganze ein bischen verzögert. Es kostet etwas Übung. Aber der Schlüssel ist wirklich die Wurzel zu durchtrennen. Die Wurzel sind die negativen Gedanken und die Identifizierung damit. Sobald du das durchtrennt hast, ist die Depression zu Ende.
Eine andere Variante damit umzugehen, um sozusagen diesen mentalen Raum aufzuweichen ist, wenn du mitten in der Depression versuchst noch tiefer reinzukommen. Du versuchst, noch tiefer in die Depression zu kommen. Dir gehts schlecht, es ist alles schlimm und hoffnungslos und jetzt versuchst du zu denken: „Wie tief komm ich da eigentlich rein? Wie hoffnungslos kann ich es noch machen? Kann ich noch depressiver werden?“ Und du guckst, ob es einen Boden gibt. Wenn du das machst, wirst du feststellen, es gibt einen Punkt, wo es nicht tiefer geht, wo du dich mithilfe negativer Gedanken nicht noch weiter runterziehen kannst. Und dann wird es langsam wieder nach oben gehen. Das hab ich beides gemacht. Ich hab das auch ausprobiert und es zeigt sich einfach, dass man damit diesen toten Raum oder diesen toten, erstarrten Zustand, den man sich damit erschafft, in Bewegung bringt und wenn man das macht ist das auch ein Zeichen dafür, dass man das nicht ernst nimmt. Wenn du damit spielst und versuchst, es noch schlimmer zu machen, bist du schon raus, weil du die Sache nicht mehr ernst nimmst. Das ist ja genau der Kern, das ist ja gerade die Ursache: Das Ernstnehmen und für Wahrhalten des negativen Gedankenraums.
Das ist eine Variante oder eine Möglichkeit, selber damit umzugehen, damit zu spielen und natürlich ist alles andere, was da unterstützend wirken kann immer hilfreich, z.B. Natur und Sport/körperliche Bewegung. Allerdings wird sich das nur von Natur und Sport nicht lösen, weil der Grund nicht durchschaut und nicht durchtrennt ist.
Zusammenfassende Lösung
Also zusammenfassend: Es geht darum die negativen Gedanken zu identifizieren, sich davon zu lösen und das geschieht, indem man die Körperwahrnehmung isoliert wahrnimmt, die Gedanken isoliert wahrnimmt und mit diesem Raum spielt, indem man ihn noch verstärkt und sich darin flexibler bewegt. Und dann kommt man da raus, ganz definitiv. So ist es mir auch gegangen.
Ich hoffe, das hat dir eine Idee, eine Perspektive und Verständnis für das Ganze gegeben. Depression hat in unserer Gesellschaft epidemische Ausmaße angenommen. Ich kann dir aus eigener Errfahrung sagen, das Problem ist nicht so groß wie es erscheint. Der Weg da raus ist nicht so endlos quälend und lange wie einem das vorkommt und es geht wirklich schneller als man es sich vielleicht mittendrin ausmalen kann.