Alles wirkt überall
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Eines der vielen Dinge, die mich in dieser Welt besonders amüsieren, ist das Thema „Verhandlungen“. Ich schaue mir ab und zu Vorträge von Verhandlungsprofis an, die Tipps geben, wie man bei Geschäften den anderen am besten übers Ohr, pardon ich meine natürlich einen guten Geschäftsabschluss erreichen kann. Da gibt es sogar Vertreter der Wirtschaftswissenschaften, die sich dazu äußern. All das erscheint mir recht kurzsichtig… gibt es doch so etwas wie eine getrennte Existenz gar nicht. Und somit kann es so etwas wie Gewinn, Verlust oder Verhandlungsvor- und nachteile letztlich gar nicht geben. Wir alle sind Knotenpunkte eines Netzes. Wir sind miteinander verbunden. Wenn sich auch nur einer von uns bewegt, erzittert das ganze Netz und alle spüren das. Nach einer gewissen Zeit kommen die Vibrationen, die wir im Netz ausgelöst haben, wieder zu uns zurück und verleiten uns zu neuen Bewegungen. Und so ist es ein endloses Gewebe von Wellen und Bewegungen, die sich alle gegenseitig bedingen und beeinflussen. Das ist die eigentlich Realität, ein multidimensionaler Spiegel, der auf unserer 3D-Erde eine Zeitverzögerung eingebaut hat. Aber was machen wir? Wir tun so, als wären wir isolierte Inseln und die anderen Konkurrenten, Feinde oder Freunde, als würden unsere Haltungen und absichtsvollen Taten keine Auswirkungen haben und nicht zu uns zurückkommen.
Nehmen wir also das Beispiel der sogenannten „Verhandlungen“ bei Geschäften. Unternehmer X verhandelt mit Unternehmer Y über Geschäft Z. Nehmen wir an Unternehmer X ist schlauer und er schafft es, die für ihn besten Bedingungen „auszuhandeln“ und freut sich, dass er Unternehmer Y ganz gut über den Tisch gezogen hat. Dabei lächelt er ihn an und schüttelt ihm die Hände beim Vertragsabschluss. Gleichzeitig hat er es geschafft Unternehmer Y glauben zu machen ein gutes Geschäft abgeschlossen zu haben. Unternehmer Y weißt aber nichts über relevante Daten und Hintergründe, die ihm verschwiegen wurden. Auch Unternehmer Y hat natürlich alles versucht, Unternehmer X zu für ihn ungünstigen Bedingungen zu verleiten. Das ist das Spiel der Menschen, nicht nur im Geschäftsleben, sondern wenn wir ehrlich sind überall…
Wir haben viele Schichten im Geist. Dort gibt es tief im Unterbewusstsein Bereiche, die immer ganz genau wissen was passiert. In Unternehmer X, tief in seiner Seele, entsteht durch seine absichtsvolle Tat eine Art Abdruck. Dieser Abdruck ist dem Geschäftsmann nicht bewusst. Jedoch hat dieser Abdruck eine gewaltige erschaffende Kraft, tausendmal mehr als jeder Gedanke und jede Intension des Alltagsbewusstseins. Der Grund für diese immense Kraft ist, dass Unternehmer X durch den kurzfristigen Vorteil eine Disharmonie tief in sich selbst! erschaffen hat und diese verlangt nach Ausgleich. Die Seele sucht nach einer Möglichkeit, um in sich wieder Harmonie herzustellen, weil die absolute Realität und Freiheit noch nicht erkannt wurde (Karma). Man könnte auch sagen, sie sucht bzw. erschafft ein Szenario bei dem Schuld abgetragen werden kann. Früher oder später und das kann womöglich auch Jahrtausende dauern, treffen sich beide ehemaligen Unternehmer wieder. Aber diesmal vielleicht unter völlig anderen Umständen. Und hier wird nun der ehemalige Unternehmer X „Opfer“ seines früheren Geschäftspartners, was wiederum eine Disharmonie in die andere Richtung erzeugt. Und so geht das weiter und weiter, bis mindestens einer von dem ganzen Spiel insgesamt genug hat und sich auf den Weg der Freiheit macht.
Erst wenn wir die Verstrickungen insgesamt loslassen, können wir Frieden finden. Wir müssen jeden Wunsch auf zukünftigem Ausgleich sowohl im negativen als auch im positiven loslassen. Ich verzichte aus Einsicht auf Wiedergutmachung in der Zukunft durch jene, die mir Leid und Schaden zugefügt haben (Vergebung). Die dafür notwendige Erkenntnis ist, dass mein Leben letztlich nicht von singulären Erscheinungsformen abhängt, sondern dass meine Lebensumstände primär aus meinen vergangenen absichtsvollen Handlungen durch Gedanken, Sprache und Körper resultieren. Dies führt dazu, dass sich meine eigene „Schuld“ auflöst und ich von zukünftigen Wiedergutmachungen an jenen frei werde, denen ich Leid und Schaden zugefügt habe. Somit löst sich das Festhalten an Erscheinungsformen, Umständen, Zuständen, Konzepten, Plänen und Selbstbildern schließlich insgesamt auf (Karma). Der Geist kommt vollständig zur Ruhe und wird sich selbst seiner strahlenden Klarheit und Freude wieder bewusst.
Wir finden überall alles, alle Pole sind immer und überall vereint. Im härtesten Arbeiterjob erlebt man mindestens auch Gemeinschaft und Geborgenheit. Im teuersten Luxushotel ist immer auch eine tiefe Leere und Einsamkeit zu spüren. Mitten im Krieg erfahren einige Menschen Gott. Im Satsang spüren manche Teilnehmer ihren tiefen Hass. Im größten Erfolg ist Traurigkeit enthalten. Im totalen Scheitern und Zusammenbruch scheint unerwartet neue Hoffnung und Freude auf.
Solange wir nicht alles komplett loslassen können ist es hilfreich, immer nur im Sinne und im Dienste des Ganzen zu agieren. Das ist der beste Schutz, den es gibt und legt nur noch Ursachen für glückbringende Spiegelbilder (Lebenserfahrungen) in der Zukunft. Wenn unsere gedanklichen, sprachlichen und körperlichen Aktivitäten aus der Motivation heraus geschehen, dass es allen inklusive mir selbst besser geht, dass *alle* glücklich sind, statt nur mir oder nur den anderen, kommt es immer mehr zum Aufwachen aus Festhalten und Weghabenwollen an sich. Entscheidend hier ist die zugrunde liegende Motivation, die Absicht. Aus dieser Art zu Handeln wird nach und nach Liebe und Kraft gleichzeitig freisetzen.
Das Erstaunliche ist, dass wir an einem „ich“ haften, aber gleichzeitig vor der Wahrnehmung dessen (den damit aufsteigenden Gefühlen) wegrennen. Statt also das, was wir „ich“ nennen in den Mittelpunkt der Wahrnehmung, nicht! des Denkens zu stellen, lenken wir uns mit Gedanken über uns selbst, von der Realisierung was wir sind ab. Erst die totale Begegnung mit dem was wir als „ich“ glauben wahrzunehmen, löst genau diese illusorische Wahrnehmung eines getrennten „ichs“ auf. Die nackte Existenz ohne uns als jemand entpuppt sich als das, was sie schon immer war: Leerheit und Freude.
Leben und Energie fließen dann völlig frei, statt beeinflusst durch ein Nervensystem, welches durch Entwicklungstrauma den Energiefluss zwanghaft verzerren muss. Statt nur um mich oder nur um andere zu zirkulieren, fließt „meine“ Energie nun ganz natürlich und unbeeinflusst durch ein zwanghaftes Selbstbild, an dem aus psychischen Überlebensgründen gehaftet wurde. Die scheinbare Diskrepanz zwischen mir und anderen, zwischen Gefühlen und Gedanken, zwischen innen und außen hat sich aufgelöst.
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